Autor: Dipl. Ing. Agr. Dr. Klaus Müller-Beck, Vegetationstechnische Beratung COMPO
Einleitung
Eine wesentliche Voraussetzung zur Erstellung einer funktionstüchtigen Golfanlage ist die Wahl eines geeigneten Standortes. In entsprechenden Voruntersuchungen sollten in jedem Falle bautechnische Kriterien, die aus den Eigenschaften des Faktors „Bodens“ abgeleitet werden können, definiert werden. So bestimmen die Bodenparameter beispielsweise die Bearbeitbarkeit und die Verdichtungsneigung eines Bodens ebenso wie die Wasserspeicherung bzw. Wasserdurchlässigkeit.
Zur Beschreibung und zur Festlegung möglicher Verbesserungsmaßnahmen gilt es, Bodenart, Bodentyp sowie das anstehende Bodenprofil mit geeigneten Untersuchungsmethoden zu erfassen.
Boden und Gräser
Die Zusammensetzung und Eigenschaften eines Bodens beeinflussen maßgeblich das Wachstum und die Entwicklung der Rasengräser. So spielen Durchlüftung, Nährstoff- und Wasserspeicherung sowie die Lebensbedingungen für Mikroorganismen eine wichtige Rolle bei der Beurteilung der Bodenleistung.
Im Wesentlichen sind es vier Hauptkriterien, die primär und durch Wechselwirkungen die jeweilige Qualität des Bodens bestimmen.
In der schematische Darstellung wird deutlich, dass die Leistungseigenschaften eines Bodens durch die Wechselwirkungen der Parameter an den unterschiedlichsten Punkten beeinflusst werden können. So wirken beispielsweise Belüftungsmaßnahmen direkt auf das Porenvolumen, aber auch auf die Wasserdurchlässigkeit oder auf die Aktivität der Mikroorganismen.
Im Bereich der Fairway oder Roughflächen wird die Ausprägung der jeweiligen Faktoren durch die natürlich anstehende Bodenart vorgegeben. Innerhalb der Golfanlage werden die hochbelasteten Teilflächen Grüns und Abschläge nach bestimmten Richtlinien für die physikalischen Parameter aufgebaut (FLL-Richtlinie oder USGA-Norm).
Ausgangssituation
Der ideale Zustand eines Bodens lässt sich schematisch durch die Komponenten Festsubstanz und Porenvolumen charakterisieren, dabei kann ein Idealzustand für den Luft- und Wasserhaushalt, wie ihn die Abbildung zeigt, angestrebt werden.
Der Luft- und Wassergehalt des Bodens wird vornehmlich durch die Textur (Korngrößenverteilung) beeinflusst. Für die Grüns- und Abschlagsflächen einer Golfanlage werden in den Richtlinien (FLL/USGA) entsprechende Kornverteilungsbereiche vorgeschrieben, die annähernd zu 90% in den Sandfraktionen von Fein- bis Grobsand (0,06-2,0 mm) angesiedelt sind.
Diese Tragschicht-Substrate besitzen eine sehr gute Wasserdurchlässigkeit und eine hohe Tragfähigkeit. Es mangelt jedoch oft an Wasserspeichervermögen und an der Nährstoffnachlieferung.
Entgegengesetzte Verhältnisse finden sich oft bei den natürlichen Bodenarten z.B. auf den Fairways. Hier ist die Wasserdurchlässigkeit meist gering, dafür liefert der Boden Feuchtigkeit in Trockenperioden und Nährstoffe durch die Mineralisationsleistung der Mikroorganismen.
Zielvorstellung für die Bodenverbesserung
1. Natürlicher Oberboden (Fairway)
Zur Optimierung eines Fairway-Bodens reicht es oft, eine sachgerechte Dränage einzubauen. Auf diese Weise kann Überschusswasser abgeführt und die Wasserspeicherung des Bodens genutzt werden. Zur gezielten Verbesserung der Wasserdurchlässigkeit natürlicher Böden eignet sich die Einmischung von Sand in entsprechender Körnung.
In zunehmendem Maße wird die Qualität einer Golfanlage auch an den Eigenschaften der Fairways beurteilt.
Kurze, bürstenartig gemähte Spielbahnen sollten auch einen optisch ansprechenden Effekt liefern.
(Foto: Dr. K. Müller-Beck)
Da es sich bei den Fairways um den größten Flächenanteil handelt, beschränkt man sich bei der Bodenverbesserung oft auf die Drive-Zonen.
Neben dem Einsatz von Zuschlagsstoffen gilt auch die Bodenbearbeitung mit geeigneten Geräten (z. B. Vertidrain, Terra Spike, Schlitzgeräte, Tiefenbohrer u. ä.) zur Lockerung von Verdichtungen der Verbesserung der Bodeneigenschaften. Mechanische Belastungen durch Spielbetrieb und Pflegemaschinen führen gerade bei wassergesättigten Bodenverhältnissen zu negativen Auswirkungen auf den Gashaushalt des Bodens und damit zu Wachstumsstörungen (geringes Wurzelwachstum).
2. Rasentragschicht (Greens/Tees)
Die Zusammensetzung der Grünsaufbauten ist überwiegend von der Sandfraktion dominiert. Hier kommt es darauf an, die physikalischen (z. B. Kornabstufung) und chemischen Eigenschaften (z. B. Nährstoffspeicherung) zu optimieren. In den meisten Fällen sucht man einen Kompromiss zwischen den Leistungen des Bodens und den Ansprüchen der Gräser.
Vorausgesetzt, die Kornabstufung entspricht den Richtlinien, so bieten sich verschiedenartige Zuschlagsstoffe z. B. zur Erhöhung der Wasserspeicherung an (siehe Abbildung).
Neben den bekannten Eigenschaften von Torf bieten auch synthetische Harzschäume, wie beispielsweise „Hygromull“ eine Optimierung des Porenvolumens, verbunden mit einer Erhöhung des pflanzenverfügbaren Wassers.
Vol.-% Wassergehalte in Greenstragschichten in Abhängigkeit vom Zuschlagstoff
Abb.: Wirkung von Bodenhilfsstoffen auf die Wasserspeicherung in USGA-Greens
(Quelle: GCM 9/1998: M.S. Carlson et al., 1998, gekürzt)
Bei der Auswahl von Zusatzstoffen dürfen lt. „FLL-Richtlinie für den Bau von Golfplätzen“ nur Materialien eingesetzt werden, die nach dem Düngemittelgesetz zugelassen bzw. als Bodenhilfsstoff ordnungsgemäß deklariert sind. Eine Auswahl von Stoffen mit entsprechenden Bewertungskriterien zeigt die Tabelle.
Tab.: Eigenschaften und Bewertungskriterien für Bodenhilfsstoffe zur Verbesserung von Rasentragschichten (nach RÖBER und SCHALLER, 1985, gekürzt)
Zur Verbesserung der Sorptionskapazität von Tragschichtsubstraten sind Tonmineralien und Humusbestandteile verantwortlich. Der Einsatz von organischem Material (z. B. Kompost) sollte sehr gezielt und nur mit geprüften Stoffen vorgenommen werden. Für die Eignung von Komposten gilt ein C:N-Verhältnis von 15-18:1.
Einen Beitrag zur Nährstoffspeicherung in jungen Substraten leisten Silikat-Kolloide wie beispielsweise Agrosil durch poröse Gele mit Oberflächenaktivität und Bildung von niedermolekularen Solen zur Optimierung der Ionen-Aktivität in der Bodenlösung. Es schützt Phosphat vor der Festlegung, so dass ein stimulierender Reiz auf die Wurzelverzweigung ausgeübt wird.
Einen gewissen Schwachpunkt bildet die biologische Komponente in den sandreichen Substraten. Der Gehalt an Mikroorganismen (z. B. Bakterien, Pilze, Aktinomyzeten,Algen u.a.) ist in frischen Grün- und Abschlagssubstraten meist gering. In jüngerer Zeit werden zur Förderung des Bodenlebens sogenannte Biostimulatoren angeboten, deren Resultate recht unterschiedlich ausfallen können.
Zusammenfassung
Unterschiedliche Bodenarten werden durch die Korngrößenverteilung definiert. Hierdurch werden Wasserdurchlässigkeit und Wasserspeicherung sowie Tragfähigkeit und die Verdichtungsneigung beeinflusst.
Die Aktivität der Bodenlebewesen ist in sandreichen Substraten eingeschränkt. In natürlichen Böden liefern Mikroorganismen bei ausreichender Durchlüftung einen Beitrag zur Nährstoffnachlieferung.
Eine erfolgreiche Bodenverbesserung muss sich an den klar beschriebenen Zielvorgaben der jeweiligen Richtlinien (z.B. FLL- oder USGA-Standard) orientieren.
Literaturverzeichnis:
ANONYMUS: 2000:
Richtlinie für den Bau von Golfplätzen. Forschungsgesellschaft
Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V., Bonn, S.44.
BÜRING, W., 1969:
Wirkungsweise und Anwendungsmöglichkeit von Agrosil.
Rasen und Rasengräser 6, 78-83.
CARLSON, M.S. et al., 1998:
Peat and supplements for root zone mixes.
Golf Course Management 9/98, 70-74.