Rollrasen Fertigstellungs- und Unterhaltungspflege

Fertigrasen (Rollrasen) ist ein heute nicht mehr wegzudenkender Baustoff im Garten,- Landschafts – und Sportplatzbau.
Da es sich hier um ein lebendes und somit sensibles Pflanzenteil handelt, muß natürlich auf eine entsprechende Pflege unmittelbar nach dem Verlegen, aber auch nach dem Anwachsen geachtet werden.

Fertigstellungspflege:

Unmittelbar nach dem Verlegen sollten die Rasensoden mittels einer Glattwalze 100-400 kg/m angedrückt werden. Die Wurzeln müssen sofort Bodenkontakt haben, damit diese nicht „in der Luft hängen“ und austrocknen.

In der Wachstumsperiode sind 25-30 mm Niederschlag in entsprechender Verteilung nötig. Gegebenenfalls muß zusätzlich bewässert werden, zumindest bis zur 3. Woche nach der Verlegung in 2 bis 3 Gaben gemäß der Vorgabe. Dann kann die zusätzliche Bewässerung auf einmal die Woche reduziert werden, wenn das Wurzelwachstum deutlich sichtbar wird (Rasensoden an den Ecken anheben).

Vor dem Verlegen sollten ca. 10g N/qm eingearbeitet werden. Nach dem Anwachsen (3-4 Wochen) sollen nochmals 5 g N/qm nachgedüngt werden, sofern es sich nicht unbedingt um Landschaftsrasen handelt. Dabei ist jeweils der Bodentyp und der pH-Wert mit zu berücksichtigen.

Die Benutzung der Rasenfläche kann nach der vollständigen Durchwurzelung erfolgen. Dies ist i.d.R. in der Vegetationszeit nach ca. 4-6 Wochen der Fall. Sogenannte Dicksoden (über 30 mm Schälstärke) und Großrollen (ab 120 cm Breite) können sogar sofort belastet und bespielt werden, doch ist dies wegen der fehlenden Ruhephase und der Störung der Rhyzosphäre durch die mechanische Beanspruchung auch mit Problemen behaftet.

Unterhaltungspflege:

Die weitere Pflege unterscheidet sich dann nicht mehr von einer Aussaatfläche. Regelmäßiges mähen, wässern, düngen und verticutieren sind unverzichtbare Elemente einer ausgewogenen und fachgerechten Rasenpflege.

Die meisten Pflegefehler entstehen bei der nicht sach- und fachgerechten Bewässerung. Merke: lieber intensiv, aber weniger oft wässern. Das bedeutet: In der Trockenphase, wenn nicht genug natürliche Niederschläge fallen, sollen 2 Wassergaben pro Woche mit ca. 10-12 l/qm (ein Wassereimer voll) gegeben werden. Dadurch werden die Rasenwurzeln erzogen in den Boden zu wachsen und sich dort die nötige Feuchtigkeit zu holen. Tägliches wässern verhindert dieses Wurzelwachstum und der Rasen kann den Stress von Trockenperioden nicht überstehen, ist zudem Krankheitsanfälliger und neigt eher zur Verfilzung.

Weiterhin sollte auf die richtige Beregnungsart geachtet werden. Eine manuelle Bewässerung mittels Schlauch („nach Gefühl“) sollte heutzutage nicht mehr Stand der Dinge sein. Eine gleichmäßige und ausreichende Wasserverteilung erreicht man nur mit einer Beregnungsanlage (lohnende Investition) oder zumindest mit einem aufgestellten Sprenger. Dabei kann man mit einem aufgestellten Regenmesser leicht die nötige Wassermenge und Beregnungszeit ermitteln. Bei intensiver Sonneneinstrahlung sollte stets in den Abendstunden beregnet werden, dann ist die Verdunstungsrate am geringsten und die Wassertropfen bleiben nicht am Grashalm „hängen“ und können zu Verbrennungen führen.

Der regelmäßige Rasenschnitt ist ebenso von hoher Bedeutung.
Durch das schneiden der Rasengräser wird deren Bestockung angeregt und die Grasnarbe gebildet. Durch unregelmäßiges mähen werden die „Untergräser“ , d.h. die Gräser, die langsamer wachsen, durch die Beschattung der schnellwachsenden, benachteiligt und bekommen weniger Licht. Die Konsequenz: sie fallen aus und es entstehen Lücken in denen unerwünschte Fremdarten Platz finden.
Je nach Rasentyp sollten die Schnitthöhen beachtet werden. Beim Sport- und Spielrasen – um den es hier gehen soll – ist eine Schnitthöhe von 3-4 cm anzustreben. Bei einem normalen Hausrasen sollte nie mehr als die Hälfte der Blattmasse entfernt werden. Generell sollte nie höher als bei 7-8 cm gemäht werden. Das bedeutet ein Mähintervall von mindestens 1 x /Woche während der stärksten Wachstumsphase (auch abhängig von den Düngezeitpunkten) zwischen April und Juni. In den Sommermonaten ist das Wachstum reduziert und der Rasen kann etwas länger stehen.
Ob man mit einem Sichelmäher (abhacken der Gräser) oder einem Spindelmäher (abschneiden der Gräser) den Rasenschnitt durchführt, bleibt dem Ausführenden überlassen. Sichelmäher haben den Vorteil, dass auch einmal zu hohes oder nasses Gras geschnitten werden kann, während ein Spindelmäher den saubereren, glattereren Schnitt ermöglicht.
Entscheidend ist nur eines: scharfe Messer. Regelmäßiges überprüfen der Schärfe (evtl. nachschleifen) und der Messer verbessern die Mähqualität enorm.

Das anfallende Schnittgut, soll es auf dem Rasen verbleiben oder nicht ?
Mähgut sorgsam zu entfernen (übrigens auch Laub – vor allem im Herbst) verhindert das schnelle verfilzen und sorgt für „Luft“ im Bodennahen Bereich, lässt Wasser und Dünger besser eindringen. Allerdings werden mit dem Schnittgut auch Nährstoffe, die in diesem gebunden sind, abgetragen und es stellt sich die Frage der Entsorgung. Mulchmäher zerkleinern das Mähgut zwar entsprechend, doch funktioniert dies nur bei nicht zu hohem Aufwuchs und trockenem Gras.

Nicht vernachlässigt werden darf der Nährstoffbedarf von Intensiv-Rasenflächen. Je nach Bodenart und geografischen Verhältnissen sind 3-4 Düngevorgänge pro Jahr erforderlich. Abhängig von Düngerart (Bodenanalysen durchführen) und gewollter Nährstoffversorgung, sollte im März (April), Mai-Juni, August-September und evtl. Oktober gedüngt werden. Die Düngemittelindustrie hält heutzutage für nahezu jeden Anspruch und Geldbeutel Ein- und Mehrnährstoffdünger bereit. An dieser Stelle über den Nährstoffbedarf und die entsprechenden Aufwandmengen zu berichten würden den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Ab dem 2. Jahr nach dem Verlegen von Fertigrasen kann bereits verticutieren sinnvoll sein. Auch hier sollte man regelmäßig 1-2 x /Jahr einen solchen Pflegegang einplanen. Abhängig von dem sonstigen betriebenen Pflegeaufwand ist das „senkrechtschneiden“ im Frühjahr eine gute Maßnahme, um den Rasen wieder zum wachsen und zur Bestockung anzuregen. Verbunden mit einem Düngevorgang kann sich der Rasen wieder schnell regenerieren.

Die Lebensgrundlage für Rasen ist aber ohne Zweifel das Licht. Ohne ausreichende Lichtversorgung und auch Luft von „oben“ und „unten“ ist kein Gras gewachsen.

Grundsätzlich ist für einen Rasen nichts schlechter als eine unregelmäßige Pflege. Ein dauerhaftes schönes Grün, das auch das Auge erfreut, lässt sich nur mit intensivem Pflegeaufwand erreichen. Man bedenke bitte. Eine Rasenfläche, so wie wir sie als solche betrachten, ist eine künstliche Pflanzengemeinschaft und widernatürlich. Der Drang der Natur nach Artenvielfalt und Standortgerechter Pflanzenauswahl geht nicht mit unserem Anspruch nach „Unkraut“-freiem und ganzjährigem gleichmäßigem Rasenbild einher. Aber auch das kann ja ein Anspruch sein.

Thomas Büchner
Gartenbautechniker, Alsbach-Hähnlein

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